Wie wird die Atmosphäre im neuen Stadtrat wahrgenommen?  

Man geht wieder lieber in den Stadtrat. Früher habe ich mich vor dem Stadtrat gegraust. Wer streitet sich schon gern? Die Stadt und der Stadtrat steckte in einem Strudel nach unten; jetzt entwickelt sich eine Eskalation des gegenseitigen guten Willens.

Die UWG wird alles dafür tun, um diesen guten Geist im Stadtrat weiter zu hegen und zu pflegen.

Es macht den Anschein, als ob die Fronten der vergangenen Jahre im Stadtrat aufgebrochen sind – zumindest was den Umgang miteinander anbelangt. Teilt die UWG diese Meinung? Und worauf kann das zurückgeführt werden?

Ja, die Beobachtung ist richtig.  Eine kleine Äußerlichkeit ist eine Folge von Corona: Wir sitzen im Moment wie eine Schulklasse. Alle blicken in eine Richtung: nach vorne. Vielleicht beeinflusst uns allein das schon? Alle blicken gemeinsam nach vorne.

Es gibt wieder vernünftige, inhaltlich aussagekräftige Vormerkungen der Verwaltung für den Stadtrat. Man kann sich also auf die Sitzung wieder besser vorbereiten. Die Experten der Verwaltung sind wieder in der Sitzung präsent, so dass der Stadtrat bei den einzelnen Themen mit der Verwaltung einen vertieften Informations- und Gedankenaustausch pflegen kann. Logischerweise erhöht das die Qualität der Debatte und der Entscheidung. Das dient dem Wohl der Bürger und der Stadt.

Der Bürgermeister führt ruhig und sachlich durch die Tagesordnung. Es ist Schluss mit dem Unwesen, dass die Bürgermeisterin Stadtratsbeiträge ständig kommentiert und dabei auch unterbricht. Hier hat Patrick Janik ohne viel Aufhebens sich um den Stadtrat verdient gemacht.

Vor allem müssen wir dem Wähler danken. Der Wahlkampf wurde nun wirklich heftig, erbittert, teils bösartig geführt. Die lautstarke Zuspitzung und die Tatsache, dass der Schlagaustausch keinen Körperteil ausgelassen hat, hatte aber auch sein Gutes.Die Wähler wussten bei dieser Wahl nun wirklich, um was es ging. Dieser Bürgermeister, seine Stellvertreter und dieser Stadtrat sind die Antwort und das Urteil der Wähler. Sie sind für ihr Handeln durch den Volkswillen jetzt auch thematisch legitimiert.

Wir haben die Hoffnung, dass Patrick Janik, die Stadt Starnberg wieder „in den Griff bekommt“. Ich hatte nicht die Erwartung, dass ihm das schon in den ersten hundert Tagen gelingt. Ich sehe aber, dass er dieses Ziel schon erreicht hat. Dafür genügen zwei Hinweise – einmal der Haushalt 2020 unter Corona-Bedingungen und zum anderen: das Rathaus summt wieder wie ein fleißiger Bienenkorb.

Die WPS hat es zerrissen. Ein politisches Projekt, das sich in der Negation erschöpft, ist gescheitert.

Welche Erwartungen hat die UWG an Bürgermeister Patrick Janik und wurden diese bislang erfüllt? Wie bewertet die UWG die ersten 100 Amtstage des Bürgermeisters?

Wir sind da erst mal bescheiden. Kümmern wir uns um die Probleme, die ohnehin da sind, und schreiben keine Programme, als könnten wir die Wirklichkeit nach dem Prokrustesbett unserer Vorstellungen abarbeiten. Hat nicht gerade Corona wirklich alle unsere Prioritäten über den Haufen geworfen?

Was sind die Starnberger Probleme?

  • Na klar der Verkehr. Der Tunnel wird gebaut. Das wird eine Operation am offenen Herzen. Wir müssen jeweils die Folgen abmildern. Ansonsten ist jetzt mal Schluss mit der Fixierung auf den Tunnel. Wir kümmern uns ansonsten jetzt um die Innenstadt. Da können wir jetzt schon Verbesserungen erzielen. Den ÖPNV bauen wir aus, wo immer sich eine vernünftige Gelegenheit bietet.
  • Na klar Wohnungen, und zwar Mietwohnungen, weil die Stadt insgesamt vor der Gefahr der Gentrifizierung steht.

Bei der Stadtplanung müssen wir an der Vision der Seeanbindung festhalten: Denn das ist die ästhetische Identität dieser Stadt, deren momentaner Verlust nie akzeptiert werden darf.

Wir halten fest an der Zusammenarbeit mit allen politischen Kräften im Stadtrat und in der Bürgerschaft, die guten Willens sind.

Wir haben die Weisheit und Wahrheit nicht gepachtet und wenn woanders eine gute Idee entsteht – her damit!